Der Bildhauer Ridolfo Schadow

Ridolfo Schadow (1786-1822)

Bildhauer zwischen Klassizismus und Romantik

Als ältester Sohn des Hofbildhauers und Direktors der Königlichen Akademie der Künste Johann Gottfried Schadow (1764-1850) wurde Carolus Zenon Ridolphus (Ridolfo) am 9. Juli 1786 in Rom geboren. Seine Eltern hatten dort geheiratet, und Johann Gottfried Schadow betrieb in der Ewigen Stadt künstlerische Studien. Wenig später kehrte die Familie nach Berlin zurück. Ridolfo lernte im Atelier des Vaters das Zeichnen und die Bildhauerkunst und unterstützte ihn schon früh bei wichtigen Aufträgen.

Im Herbst 1810 brach Ridolfo gemeinsam mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder, dem Maler Wilhelm Schadow (1788-1862) nach Rom auf. Mit Empfehlungsschreiben des Vaters ausgestattet öffneten sich in den römischen Künstlerkreisen viele Türen: So machte Ridolfo Bekanntschaft mit dem berühmten italienischen Bildhauer Antonio Canova (1757-1822), mit dem sein Vater in regem Briefverkehr stand. Vor allem aber übte der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770-1844) mit seinen streng an der Antike orientierten Skulpturen einen großen Einfluss auf ihn aus. Im Atelier in der ↗Via Quattro Fontane, in dem vorher der preußische Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777-1857) gearbeitet hatte, konnte Ridolfo sofort tätig werden.

Mit wenigen Unterbrechungen lebte der junge Bildhauer nun ausschließlich in Rom, wo er sich langsam an die Motive und Themen seiner Marmorwerke herantastete. Unter dem Einfluss antiker Bildwerke, aber auch der zeitgenössischen Kunst und des realen Lebens vor Ort entstanden in Ridolfos römischem Atelier zahlreiche Marmorskulpturen, darunter Büsten, Grabmale, Reliefs, Einzelfiguren und Gruppen. Von vielen seiner Werke ließ er Zeichnungen und danach Kupferstiche anfertigen. Sie dienten als Werbung für seine Skulpturen, für die er u.a. in England, Irland, Russland, Bayern und Preußen Käufer fand.

1816 ernannte die Berliner Akademie Ridolfo zum Ordentlichen Mitglied, sicher nicht ohne Zutun von Johann Gottfried Schadow. Der Sohn nutzte die regen Verbindungen, die sein Vater als Direktor der Akademie der Künste besaß, um seine Skulpturen auch in Berlin zu verkaufen. Johann Gottfried Schadow veranstaltete in seinen Atelierräumen kleine Ausstellungen der aus Rom geschickten Statuen und lud Kauflustige ein, darunter auch Angehörige der preußischen Königsfamilie.

Ridolfos früher Tod am 31. Januar 1822 löste in der Künstlerschaft Roms, aber auch in der Heimat, große Bestürzung aus. Denn sein Ruf als talentierter Bildhauer war längst über die Grenzen Italiens und Berlins hinausgegangen.

Das Themenportal bietet die Möglichkeit, wichtige Stücke aus dem Œuvre Ridolfo Schadows, das in unterschiedlichen Sammlungen und Orten zu finden ist, zu präsentieren und Verbindungen untereinander herzustellen. Einige seiner Werke gelten als verschollen, wie Götz Eckardt in seiner Werkmonografie „Ridolfo Schadow. Ein Bildhauer in Rom zwischen Klassizismus und Romantik.“ Hrsg. von Dorette Eckardt, Jutta von Simson, Bernd Ernsting. LETTER Stiftung, Köln 2000 herausstellte. Dennoch werden immer noch bislang unbekannte Objekte entdeckt, die Forschungsfragen aufwerfen, wie beispielsweise die 2021 bei Christie’s New York aufgetauchte, von dem Künstler mit „RUD: SchADOW FEC. RomAE / ANNO 1810“ bezeichnete Marmorstatue des Ganymed.

 

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2022-05-19

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